Was sind Nadis?

Im Yogasystem kennen wir den Energiekörper mit 72’000 Nadis. Die beiden wichtigsten Nadis heissen Ida und Pingala. Sie repräsentieren die grundlegende Dualität der Existenz. Ida ist eine Energiebahn auf der linken Seite der Wirbelsäule, Pingala eine Energiebahn auf der rechten Seite der Wirbelsäule. Es ist diese Dualität, die wir als Yin und Yang kennen. Du kannst sie männlich und weiblich nennen, Sonne und Mond oder logischen und intuitiven Aspekt des Selbst.

Ohne diese beiden Qualitäten würde das Leben in seiner physischen Form so nicht existieren. Yin und Yang, Dualität und Polarität, sind die Grundpfeiler der materiellen Welt, in der wir leben.

Dualität im Alltag

Die meisten Menschen werden zeitlebens zwischen diesen beiden polaren Energien hin- und hergerissen – zwischen positiv und negativ, angenehmen und unangenehmen Erfahrungen. Man ist oft im Widerstand mit diesen beiden Energien. Unangenehmes möchten wir vermeiden, vom Angenehmen möchten wir mehr haben.

Die ursprüngliche Bedeutung von Hatha Yoga

«Hatha» bedeutet Ha = Sonne Tha = Mond. Die Sonne ist dein ursprünglicher Vater, der Mond deine ursprüngliche Mutter. Ida Nadi ist dem Mond zugeordnet, Pingala Nadi der Sonne. Im traditionellen Hatha Yoga geht es darum, mit Asanas (Körperübungen), Pranayama (Atemübungen), Dharana (Konzentration) und Dhyana (Meditation) in ein optimales inneres Gleichgewicht zu gelangen.

Die Energie des optimalen Ausgleichs

Sushumna ist «der zentrale Raum», der zentrale Kanal – ein weiterer Energiekanal in der Mitte der Wirbelsäule. Wenn Ida und Pingala in ein Gleichgewicht kommen, beginnt die Energie in deinem Sushumna Kanal zu steigen. In der Yogatradition ist Sushumna der bedeutendste Aspekt des menschlichen Potentials. Erst wenn deine Energien in Sushumna eintreten, beginnt dein spirituelles Potential sich vollständig zu entfalten, hast du Zugang zu in dir liegenden Potentialen.

Reaktives Verhalten auf äussere Umstände

Solange die Energie in Ida und Pingala in unserem Energiesystem nicht ausgeglichen ist, werden wir immer wieder von äusseren Faktoren getriggert. Wenn zum Beispiel die Situation in deinem äusseren Umfeld, aus irgendeinem Grund, plötzlich aus dem Gleichgewicht gerät – wie jetzt in der Zeit des Corona Virus – besteht die Gefahr, als Reaktion auf dieses äussere Ungleichgewicht auch in ein inneres Ungleichgewicht zu geraten. Diese Reaktion ist die Natur von Ida und Pingala. Sie reagiert auf das, was sich draussen abspielt.

Inneres Gleichgewicht

Sobald die Energien in den Sushumna Kanal eintreten, gelangt man in eine neue Ebene des inneren Gleichgewichts. Ein Zustand der Gelassenheit, der Leichtigkeit, der Zuversicht, des Selbstvertrauens, der nicht mehr gestört wird. Der von äusseren Situationen und Zuständen nicht mehr berührt werden kann.

Die Bedeutung von Yoga

Es geht darum, unsere Struktur mit den Energien der Erde, der Sonne und des Mondes optimal ausrichten. Die verschiedenen Dimensionen unserer Existenz bewusster erleben und Konditionierungen und Prägungen aus unserer Vergangenheit zu überwinden – ganz in unsere Freiheit zu kommen. Das ist die Grundlage, in unserem Alltag unser «Dharma» (Dharma = warum bin ich auf dieser Welt und was ist meine Aufgabe in dieser Welt) optimal zu entfalten.